Flughafen Rostock-Laage verkauft: Zeitfracht zieht sich zurück

Im Terminal des Flughafens Rostock-Laage herrscht auch nach dem Betreiberwechsel vor allem Ruhe. (Foto: Marcus Sümnick | CC BY 3.0)

Der kommerzielle Flugbetrieb in Rostock-Laage ist schon seit Längerem in einer Art Dämmerschlaf, die Linienflüge wurden diesen sogar Sommer komplett eingestellt. Nun hat sich die Zeitfracht-Gruppe als Betreiber des Airports überraschend zurückgezogen und den Flughafen an einen bislang nicht öffentlich benannten Investor aus Westdeutschland verkauft. Was das für die Zukunft des Airports bedeutet, ist unklar – auch wegen fehlender Auskünfte der bisherigen Betreiber.

Der Flughafen Rostock–Laage steht erneut vor einem tiefgreifenden Wandel. Zum 1. Juli 2025 hat die Zeitfracht-Gruppe, die seit Anfang 2022 den zivilen Teil des Flughafens betrieb, überraschend ihren Rückzug bekannt gegeben. Das operative Geschäft werde an einen strategischen Investor aus Westdeutschland übergeben. Wer dieser Investor ist, bleibt vorerst unter Verschluss, da die Transaktion noch der kartellrechtlichen Genehmigung bedarf.

Ernüchternde Bilanz nach ambitioniertem Neustart

Damit endet eine rund dreijährige Phase, in der Zeitfracht versucht hatte, den Flughafen wirtschaftlich neu aufzustellen und perspektivisch zu einem Technologie- und Innovationsstandort auszubauen. Vor dem Einstieg des Unternehmens befand sich der zivile Teil des Flughafens im Besitz der Hansestadt Rostock, des Landkreises Rostock sowie der Stadt Laage.

Für den Flughafen zahlte die Zeitfracht-Gruppe laut RVV damals einen Kaufpreis von lediglich 200.000 Euro – ein Betrag, der von Kritikern wie dem Rostocker Bund als deutlich zu niedrig bewertet wurde, insbesondere mit Blick auf ein geschätztes Anlagevermögen von rund 22 Millionen Euro. Die bisherigen Betreiber betonen dennoch, das strategische Ziel der Transformation solle auch unter dem neuen Eigentümer weiterverfolgt werden. Wie genau dies geschehen soll und welche Investitionspläne der neue Betreiber verfolgt, bleibt bislang unklar.

Passagierflüge gestrichen, Charter bleibt

Die Nachricht vom erneuten Eigentümerwechsel fällt in eine Zeit, in der der Flughafen für die kommerzielle Luftfahrt kaum noch eine Rolle spielt. Aktuell beschränkt sich das Flugangebot auf einzelne Charterflüge nach Wien und Zürich. Die letzten verbliebenen Linienflüge endeten im April, seitdem kommt man von Rostock nur noch mit dem Privatflugzeug weg – ein ernüchterndes Bild für einen Airport, der einst für rund eine Million Passagiere pro Jahr ausgelegt war.

Der Niedergang des Linienverkehrs kam aber nicht über Nacht. Bereits die Insolvenz der Fluggesellschaft Germania im Jahr 2019 traf den Standort empfindlich. Weitere Rückschläge folgten mit der Corona-Pandemie und dem Rückzug anderer Anbieter. Zwar hatte Zeitfracht nach der Übernahme angekündigt, das Potenzial des Flughafens gezielt heben zu wollen – unter anderem durch die Ansiedlung innovativer Luftfahrttechnologien, die Nutzung als Testzentrum für Drohnensysteme sowie den Ausbau von Logistik- und Forschungskapazitäten. Zudem wurde betont, dass man mittelfristig auch wieder regelmäßige Linienverbindungen etablieren wolle, insbesondere zu Drehkreuzen in Deutschland und Europa. Doch konkrete Flugangebote blieben aus. Selbst kleinere Schritte wie die Aufnahme saisonaler Verbindungen wurden entweder gar nicht erst realisiert oder schnell wieder eingestellt.

Wie ernst es Zeitfracht mit dem Linienverkehr tatsächlich war, bleibt unklar. Auf wiederholte Anfragen von Luftraum Ost sowohl bei der Zeitfracht-Gruppe selbst als auch bei der Flughafengesellschaft zu Perspektiven des Passagierflugs erhielt die Redaktion über Monate hinweg keine konkreten Auskünfte. So liegt auch nach etwa drei Monaten die von der bisherigen Geschäftsführung des Flughafens zugesagte Stellungnahme noch immer nicht vor.

Technologiestandort statt Regionalairport?

Fest steht: Der neue Investor wird einen Flughafen übernehmen, dessen kommerzielle Nutzung sich in einem Dornröschenschlaf befindet. Der Schwerpunkt dürfte damit weiter auf punktuellen Charterangeboten und potenziellen Innovationsprojekten im Luftfahrtbereich liegen. Letztere wurden bereits unter Zeitfracht angestoßen, etwa im Zusammenhang mit Drohnentechnologien für Offshore-Windkraft oder Raumfahrtlogistik. Denkbar ist, dass der neue Eigentümer diesen Pfad fortsetzt und den Flughafen stärker als spezialisierten Technologiestandort positionieren möchte – mit Anbindung an Forschung, Industrie und Verteidigung.

Ob damit jedoch auch der Passagierverkehr wiederbelebt werden kann, ist unklar. Der Flughafen Rostock–Laage, einst mit ambitionierten Zielen gegründet und über Jahre hinweg von der öffentlichen Hand mitgetragen, steht damit einmal mehr an einem Scheideweg. Der erneute Eigentümerwechsel könnte neue Impulse bringen – oder den endgültigen Abschied aus dem Streckennetz der Airlines bedeuten.

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