Lufthansa baut Stellen ab – Unsicherheit für ostdeutsche Flughäfen wächst

An den Airports Leipzig/Halle und Dresden wird die Lufthansa künftig auf eigenes Bodenpersonal verzichten. (Foto: Mitteldeutsche Flughafen AG)

Erst die Drohung, jetzt die ersten Taten: Nur wenige Tage nachdem Lufthansa mögliche Flugstreichungen in Dresden und Leipzig/Halle ins Spiel brachte, setzt der Konzern nun ein weiteres Warnsignal – diesmal am Boden. Die Airline kündigte an, die Abfertigung an beiden ostdeutschen Standorten einzustellen.

Lufthansa verzichtet ab Oktober auf eine eigene Bodenabfertigung an den Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden. Nach Informationen der Leipziger Volkszeitung (LVZ) haben die Beschäftigten der Tochterfirmen Airport Services Leipzig (ASL) und Airport Services Dresden (ASD) bereits ihre Kündigungen erhalten. Betroffen ist das Abfertigungspersonal, das für Check-in, Boarding und Gepäck zuständig ist. Als Gründe nannte Lufthansa die gestiegenen Luftsicherheitsabgaben, Flugsicherungsgebühren und die Luftverkehrsteuer.

In der Region sorgt die Ankündigung nun für zusätzliche Unruhe. Denn erst vor wenigen Tagen hatte Lufthansa-Airlines-Chef Jens Ritter gewarnt, dass das Unternehmen unrentable Verbindungen streichen werde. Auf seiner Liste möglicher Streichkandidaten stehen auch Dresden und Leipzig/Halle. Ritter kritisierte, dass die Bundesregierung ihre Versprechen nicht eingehalten habe: Im Koalitionsvertrag von Union und SPD war eine Senkung der Ticketsteuer und eine Entlastung bei Standortkosten zugesagt worden. Tatsächlich seien die Gebühren für An- und Abflug seit Jahresbeginn um 40 Prozent, die Flugsicherungsgebühr um 25 Prozent gestiegen. „Ganze Wirtschaftszentren sind nicht mehr ausreichend angebunden. Es braucht rasches Handeln, um die Abwärtsspirale zu stoppen„, warnte Ritter.

Streit um Luftverkehrsteuer

Dabei war die Rücknahme der jüngsten Erhöhung der Luftverkehrsteuer bereits im Koalitionsvertrag von Union und SPD festgehalten worden – allerdings nur unter Finanzierungsvorbehalt. In dem Ende Juli vorgestellten Haushaltsentwurf von Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) findet sich die Senkung der Ticketsteuer aber nicht wieder. Auf Nachfrage von Luftraum Ost erklärte das Bundesministerium für Verkehr (BMV) im August zwar, sich weiter für eine Rücknahme der Erhöhung der Luftverkehrssteuer einsetzen zu wollen. Bislang aber ohne Erfolg.

Unterstützung erhält das BMV und die Lufthansa vom CDU-Politiker Christoph Ploß, Tourismus-Koordinator der Bundesregierung. Deutschland müsse als Luftverkehrsstandort wieder attraktiver werden, erklärte Ploß vor wenigen Tagen den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Er fordert eine rasche Senkung der Luftverkehrsteuer, um zu verhindern, dass Airlines Flüge in günstigere Nachbarländer verlagern. Bislang scheitern die Bemühungen aber offenbar am Koalitionspartner SPD. Denn wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) im August aus Regierungskreisen erfahren hat, seien im SPD-geführten Finanzministerium derzeit keine Spielräume im Bundeshaushalt abzusehen.

Dresden: Zankapfel Subventionen

Das Kräftemessen zwischen Luftfahrtbranche und Bundespolitik kommt vor allem für den Flughafen Dresden zur Unzeit. Denn um seine Zukunft wird auch auf Landesebene seit Monaten gerungen. Erst im Juli kündigte Sachsen-Anhalts Finanzminister Michael Richter (CDU) an, ab 2027 keine Zuschüsse für den Dresdner Flughafen mehr leisten zu wollen. Richter erklärte, das Land wolle sich nicht weiter an den Verlusten beteiligen, die durch den Flughafen Dresden verursacht werden. Sachsen-Anhalt hält 18,7 Prozent an der Mitteldeutschen Flughafen AG (MFAG) – dem Betreiber der Flughäfen in Leipzig/Halle und Dresden. Die Mehrheit von 81,3 Prozent liegt beim Freistaat Sachsen. Eine direkte Beteiligung an der Flughafen Dresden GmbH gibt es nicht, Verluste wurden bislang im Konzernabschluss der MFAG verrechnet.

So hatten beide Länder für die Jahre 2024 bis 2026 eine Sanierungsbrücke vereinbart. Sachsen-Anhalt leistete im Frühjahr 2025 eine Kapitaleinlage in Höhe von 18,7 Mio. Euro. Dresden stellte für den Zeitraum 2024 bis 2026 rund 100 Millionen Euro zur Verfügung. Grundlage für diese Zahlungen ist dem Sächsischen Finanzministerium zufolge eine gemeinsame Erklärung der beiden Hauptgesellschafter – Sachsen und Sachsen-Anhalt – gewesen, die im Juni 2024 von den Ministerpräsidenten der beiden Länder unterzeichnet wurden. Dabei habe man sich auf eine Restrukturierung und Konsolidierung der MFAG geeinigt, wie der im Sommer angekündigte Stellenabbau von mehr als 100 Arbeitsplätzen.

Sachsen-Anhalt bleibt beim Nein

Auf Nachfrage von Luftraum Ost bekräftigte Sachsen-Anhalts Finanzministerium nun noch einmal, an dem Plan, ab 2027 keine Zuschüsse für den Dresdner Flughafen mehr zu leisten, festhalten zu wollen. Unklar ist aber weiterhin, wie das umgesetzt werden soll. Man befinde sich hierzu im Gespräch mit dem Mitgesellschafter Sachsen, hieß es aus dem Magdeburger Ministerium. Diese sollen erst Ende des Jahres beendet sein. Aktuell gebe es aber keine konkreten Überlegungen zu einem Ausstieg oder einer Umstrukturierung der MFAG.

Während in Sachsen-Anhalt also noch darüber nachgedacht wird, wie man sich vom Flughafen Dresden zumindest finanziell distanzieren kann, verfolgt Sachsen eine ganz andere Strategie. Auf Nachfrage von Luftraum Ost erklärte das Sächsische Finanzministerium, dass die Flughäfen Dresden und Leipzig/Halle keine voneinander losgelösten Einzelstandorte seien, sondern stattdessen gemeinsam gesehen werden müssten. So erfüllten beide Standorte unterschiedliche, sich ergänzende Funktionen und stärken so den Luftverkehrsstandort Sachsen insgesamt. Das Zusammenspiel beider Standorte ist demnach die Grundlage dafür, dass auch von Dresden regelmäßig Passagierflüge abheben.

Dabei sei vor allem die Anbindung an die Drehkreuze Frankfurt, München und Zürich für Sachsens Landeshauptstadt strategisch unverzichtbar. Diese Verbindungen garantieren auch aus Sicht der Industrie- und Handelskammer Dresden die internationale Erreichbarkeit der Region. Doch gerade sie werden derzeit ausschließlich von Fluggesellschaften der Lufthansa-Gruppe angeflogen. Sollte Lufthansa also tatsächlich hier den Rotstift ansetzen, droht Dresden nicht nur den Anschluss an die wichtigen Hubs zu verlieren, sondern auch seine internationale Sichtbarkeit.

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