Neue Langstrecke am BER: Air Transat fliegt nonstop nach Toronto

Air Transat setzt zwischen Berlin und Toronto moderne Airbus A321LR ein. (Foto: Günter Wicker | Flughafen Berlin Brandenburg GmbH)

Mit Air Transat rückt Kanada näher an die deutsche Hauptstadt heran: Seit Juni verbindet die kanadische Airline Berlin nonstop mit Toronto. Die Strecke gilt als Hoffnungsträger für eine bessere transatlantische Anbindung, nachdem frühere Versuche scheiterten. Doch diesmal könnte der Kurs stimmen – auch dank innovativer Technik und smarter Netzstrategie.

Toronto, die größte Stadt Kanadas, ist seit Kurzem nonstop von Berlin aus erreichbar – ein Ziel, das lange auf der Wunschliste des Hauptstadtflughafens stand. Mit dem Start der neuen Verbindung durch Air Transat ist der BER um eine wichtige Langstrecke reicher. Zweimal pro Woche hebt der kanadische Ferienflieger Richtung Nordamerika ab und bedient damit nicht nur den touristischen Verkehr, sondern auch die wachsende Nachfrage nach transatlantischen Geschäfts- und Besuchsreisen. Die Verbindung ist nicht nur verkehrspolitisch ein Signal, sondern auch ein Testfall für das Potenzial moderner Mittelstreckenjets im Interkontinentalverkehr.

Der eingesetzte Airbus A321LR gilt als Meilenstein im Mittelstreckensegment mit Langstreckenambitionen. Dank zusätzlicher Tanks und effizientem Treibstoffverbrauch eignet sich der Jet besonders für „Thin Long Haul“-Strecken wie Berlin–Toronto, bei denen eine klassische Großraumkonfiguration wirtschaftlich kaum tragfähig wäre. Für Flughäfen wie den BER, die nicht über ein dichtes Langstreckennetz verfügen, ermöglicht diese Flugzeugklasse neue Perspektiven im interkontinentalen Verkehr.

Wirtschaftliche und touristische Impulse

Flughafenchefin Aletta von Massenbach zeigte sich beim Erstflug erfreut: „Sie stärkt unser interkontinentales Streckennetz, bietet neue Reisemöglichkeiten und öffnet gleichzeitig wirtschaftliche und touristische Potentiale für die Region Berlin-Brandenburg.“ Tatsächlich dürften nicht nur Kanada-Reisende von der Verbindung profitieren. Auch für Geschäftsreisende und den Incoming-Tourismus aus Nordamerika ist die neue Route von Bedeutung.

Auch auf kanadischer Seite wird die neue Verbindung als Bereicherung wahrgenommen: „Sie bietet deutschen Reisenden einen direkten und bereichernden Zugang zu den vielfältigen Landschaften, pulsierenden Städten und der einzigartigen Kultur des Landes“, so Cyril Cousin, Europa-Direktor von Air Transat. Lydia Devereaux von Destination Ontario betont: „Toronto begeistert mit kulinarischer Vielfalt, lebendigen Vierteln und einem unverwechselbaren Flair.“

Nahtlose Weiterreise und smarte Abfertigung

Im Codeshare mit Porter Airlines ermöglicht Air Transat bequeme Anschlussverbindungen innerhalb Kanadas sowie zu ausgewählten US-Zielen wie Montreal, Vancouver, Calgary, Edmonton, Halifax und Las Vegas. Zugleich kommt auf der neuen Strecke erstmals die KI-gestützte „ApronAI“-Technologie der Firma Assaia zum Einsatz – sowohl am BER als auch in Toronto. Sie analysiert die Flugzeugabfertigung in Echtzeit und sendet bei Abweichungen automatisch Empfehlungen an die operativen Stellen, um Verzögerungen zu minimieren.

Seit Jahren fordern die Landesregierungen von Berlin und Brandenburg eine bessere Anbindung des Hauptstadtflughafens an interkontinentale Destinationen. Die bisherige Langstreckenbilanz des BER ist überschaubar: Verbindungen bestehen unter anderem nach New York (United Airlines), Doha (Qatar Airways). Weitere Vorhaben, etwa nach Los Angeles oder in den asiatischen Raum, wurden mehrfach diskutiert, scheiterten bislang jedoch oft an mangelnder Nachfrage oder fehlender Flugzeugverfügbarkeit. Ein besonders prägnantes Beispiel ist das Gastspiel von Norse Atlantic Airways, das mit Flügen nach New York ambitioniert startete, zumindest in der kommenden Wintersaison aber eine Pause einlegt.

Zukunftsperspektive XLR

Interessant dürfte in diesem Zusammenhang die für 2025 geplante Einführung des Airbus A321XLR werden, der mit noch größerer Reichweite neue Routen ermöglicht. Air Transat hat bereits Interesse an diesem Modell bekundet. Damit könnten künftig auch weiter entfernte Ziele wie Vancouver oder US-Westküstenstädte ohne Umstieg erreichbar werden – ein Potenzial, das sowohl die Flughafenbetreiber als auch die regionale Wirtschaft im Blick behalten dürften.

Vor diesem Hintergrund ist die neue Verbindung nach Toronto mehr als nur eine zusätzliche Strecke im Flugplan. Sie markiert einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu einer nachhaltigeren interkontinentalen Anbindung der Hauptstadtregion – und sie zeigt, wie moderne Flugzeugtechnologie wie der A321LR neue Möglichkeiten erschließt, wo klassische Langstreckenkonzepte bislang nicht tragfähig waren. Ob sich daraus ein langfristiger Trend entwickelt, hängt aber nicht zuletzt vom Passagierinteresse ab.

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