Neue Verbindung ab Dresden: SkyAlps startet nach Bozen

Ab Dezember will SkyAlps zwei Mal pro Woche Dresden mit Bozen verbinden. (Foto: SkyAlps/Zulupictures)

Im Dezember startet SkyAlps eine neue Direktverbindung zwischen Bozen und Dresden. Für die Südtiroler Regionalfluggesellschaft ist es ein weiterer Schritt im Ausbau ihres Streckennetzes, für den Flughafen Dresden eine willkommene Ergänzung im Flugplan. Die Route wirft aber auch Fragen auf: nach ihrer wirtschaftlichen Tragfähigkeit – und nach der Zuverlässigkeit der noch jungen Airline.

Die Ankündigung in der vorigen Woche kam überraschend: Ab Dezember will SkyAlps zweimal pro Woche (jeweils mittwochs und sonntags) zwischen Bozen und Dresden fliegen. Die neue Verbindung soll der Airline aus Südtirol zufolge vor allem Urlauberinnen und Urlaubern aus Sachsen eine bequeme Anreise nach Südtirol ermöglichen – direkt, ohne Umstieg und in knapp anderthalb Stunden. Zum Einsatz kommen Turboprop-Maschinen vom Typ Dash 8-Q400 mit 76 Sitzplätzen. Nicht nur für Reisende aus dem Elbtal, auch für den Flughafen Dresden ist die Strecke ein Signal: Nach Jahren mit rückläufigen Angeboten kommt wieder Bewegung in den Flugplan.

SkyAlps bezeichnet sich selbst als „Boutique-Airline“, die mit kurzen, schnellen Verbindungen und regionalem Flair an Bord punkten will. „Mit der neuen Verbindung Bozen–Dresden wollen wir die Anbindung zwischen Südtirol und Deutschland weiter stärken und unseren Gästen eine schnelle, direkte Reisemöglichkeit bieten“, erklärt SkyAlps-Sprecherin Kathrin Bradlwarter auf Nachfrage von Luftraum Ost. Mit Südtiroler Spezialitäten an Bord, direkter Buchbarkeit über die Amadeus-Plattform und einer klaren Zielgruppenansprache – Wintersportler, Genießer, Südtirol-Fans – wolle man ein Reiseerlebnis schaffen, „das man so wohl kaum kennt“. Erste Buchungen lägen bereits vor, eine Marketingoffensive sei angelaufen.

Verhaltene Reaktionen aus der Wirtschaft

Doch auch wenn die Ankündigungen aus Bozen viele Hoffnungen wecken mögen: Die neue Verbindung steht unter kritischer Beobachtung. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Dresden äußert sich beispielsweise verhalten. Kammersprecher Lars Fiehler warnt im Gespräch mit Luftraum Ost: „Man darf sicher keine zu großen Erwartungen hegen.“ Die Flugzeiten – mittwochs hin, sonntags zurück – seien für Geschäftsreisende wenig praktikabel. „Man benötigt mindestens eine Übernachtung, Rückflüge sind am Donnerstag oder Freitag nicht möglich.“ Auch die Attraktivität für Skitouristen sei begrenzt: Mietwagen, Transportkosten und unpassende Ferienwechselzeiten schmälerten den Nutzen. „Der vermeintliche Zeitvorteil reduziert sich deutlich“, so Fiehler weiter.

Das wiederum führt zur Grundsatzfrage: Welche Rolle kann und soll ein Flughafen wie Dresden im deutschen Luftverkehrssystem überhaupt spielen? Denn die Flughäfen in Ostdeutschland stehen unter massivem Druck: hohe Gebühren, fehlende Anbindungen, politische Unsicherheiten. Die Wirtschaft fordert daher eine Kehrtwende – weniger Steuern, mehr strategische Unterstützung und eine stärkere Kooperation der ostdeutschen Standorte untereinander.

Gerade Dresden spielt in diesem Kontext eine doppelte Rolle. Zum einen ist der Standort hochgradig sensibel: Die Entwicklung der Passagierzahlen liegt deutlich unter dem Bundesdurchschnitt, die Konkurrenz aus Prag und Berlin ist groß, die Zuschüsse wackeln. Sachsen-Anhalt etwa will ab 2027 als Teilgesellschafter der Mitteldeutschen Flughafen AG keine Mittel mehr für den defizitären Betrieb bereitstellen. Gleichzeitig aber ist Dresden auch ein wichtiger Technologiestandort und nach Einschätzung der IHK auf Verbindungen zu Drehkreuzen wie München oder Frankfurt angewiesen. „Ohne eine bessere Anbindung wird es schwer, die Region international wettbewerbsfähig zu halten„, so Fiehler.

Lücken in Wartungsdokumentation und Ermittlungen

Doch noch bevor die erste Maschine der SkyAlps zu ihrem ersten Linienflug von der Etsch an die Elbe abhebt, steht bereits eine weitere Frage im Raum: Wie zuverlässig ist die Airline aus Bozen? Das Vertrauen in die 2020 gegründete Airline hat Anfang des Jahres einen spürbaren Dämpfer erhalten: Im März ordnete die italienische Luftfahrtbehörde ENAC die Stilllegung von sieben Flugzeugen an. Der Grund: Unregelmäßigkeiten bei der technischen Dokumentation. Wie der italienische öffentlich-rechtliche Rundfunk RAI berichtet, hat ein externer Mechaniker anstatt die Maschinen zu warten, scheinbar nur die Formulare ausgefüllt und mit einem Stempel versehen. Die Staatsanwaltschaft Bozen leitete daraufhin ein Ermittlungsverfahren ein.

„Der Vorfall im März war ein Einzelfall“, erklärt SkyAlps-Sprecherin Bradlwarter auf Nachfrage von Luftraum Ost: „Genau dafür haben wir Schlüsselpositionen neu besetzt, um die Standards in unserem technischen Bereich weiter zu stärken.“ So wurden sowohl der technische Leiter als auch der sogenannte CAMO-Postholder – zuständig für das kontinuierliche Lufttüchtigkeitsmanagement – ausgetauscht. Beide Mitarbeiter verfügen laut SkyAlps über langjährige Erfahrung in der Branche.

Der Tripreport des YouTubers AviaMax zeigt, was Fluggäste an Bord von SkyAlps erwarten können – vom Boarding bis zur Landung.

Nach Angaben von Unternehmenssprecherin Bradlwarter befindet sich SkyAlps in der Wachstumsphase – mit allen Herausforderungen, die das für die Airline mit sich bringt. „Als junge und noch vergleichsweise kleine Airline arbeiten wir kontinuierlich daran, unsere Strukturen und Abläufe zu optimieren – so wie es jedes Unternehmen in dieser Phase tut“, erklärt sie. Inzwischen seien alle betroffenen Maschinen überprüft, der reguläre Flugbetrieb wiederhergestellt. Bradlwarter zufolge haben die italienische Aufsichtsbehörden die Einschränkungen inzwischen aufgehoben.

Vertrauen zurückgewinnen – und wachsen

Bradlwarter betont, die Airline unterstütze die Behörden vollumfänglich und sehe in der lückenlosen Aufklärung auch eine Chance, Vertrauen zurückzugewinnen. SkyAlps-Geschäftsführer Josef Gostner erklärte im Interview mit RAI: „Wir sind hier die Geschädigten – und nicht die Täter.“ Ob die ermittelnde Staatsanwaltschaft in Bozen diese Einschätzung teilt, bleibt jedoch offen. Auf Anfrage von Luftraum Ost teilte die Behörde lediglich mit, dass es sich weiterhin um ein laufendes Verfahren handle – nähere Auskünfte seien daher derzeit nicht möglich.

Nichtsdestotrotz will SkyAlps die Herausforderung annehmen. „Wir arbeiten kontinuierlich an Verbesserungen und blicken positiv in die Zukunft. Deutschland ist einer unserer wichtigsten Märkte“, erklärt Unternehmenssprecherin Bradlwarter. Ob auch Dresden dauerhaft Teil dieses Marktes bleibt, wird der erste operative Winter zeigen. Dabei wird viel davon abhängen, ob es gelingt, ausreichend Nachfrage zu generieren – und ob SkyAlps das Vertrauen der Passagiere dauerhaft zurückgewinnen kann. Bis dahin bleibt die neue Verbindung zwischen Bozen und Dresden ein interessanter Test – sowohl für die ambitionierte Airline aus Südtirol als auch für den angeschlagenen Dresdner Flughafen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert