
Der Flughafen Leipzig/Halle will seine Rolle als Luftfrachtdrehkreuz weiter ausbauen. Gemeinsam mit dem US-Immobilienentwickler Realterm entsteht auf dem Flughafengelände ein neues Umschlagzentrum – auf Flächen, die zuvor von Amazon Air genutzt wurden. Das Vorhaben ist Teil von mehreren bereits laufenden Ausbauprojekten am größten mitteldeutschen Flughafen.
Nach dem Rückzug von Amazon Air soll am Flughafen Leipzig/Halle ein neues Luftfrachtzentrum entstehen. Das US-Immobilienunternehmen Realterm plant eigenen Angaben zufolge auf dem Gelände eine bis zu 45.000 m² große Anlage. Genutzt werden sollen dafür auch Flächen, die zuvor vom inzwischen abgezogenen Logistikriesen Amazon belegt waren. Das neue Frachtzentrum soll dabei direkt an das südliche Vorfeld des Flughafens angebunden sein. Dadurch soll ein reibungsloser Umschlag zwischen Straße und Luft gewährleistet werden.
Die Anlage ist sowohl für einen exklusiven Mieter als auch für die Nutzung durch mehrere Unternehmen konzipiert. Dabei wolle man sowohl die Anforderungen von Expressdiensten, E-Commerce-Anbietern als auch Speziallogistiker beachten. Realterm hofft sich durch diese flexible Nutzung auch einen wirtschaftlicheren Betrieb des Umschlagzentrums.
Rückzug von Amazon ebnet den Weg
Der künftige Standort ist bereits früher intensiv für die Luftfracht genutzt worden: Bis Ende 2023 nutzte Amazon Air die Flächen für den eigenen Luftfrachtbetrieb. Das im Jahr 2020 eröffnete Luftfrachtzentrum war das erste seiner Art in Europa und beschäftigte rund 200 Mitarbeitende. Doch drei Jahre nach dem Start zog sich Amazon überraschend zurück. Anfang 2025 wurden die Hallen schließlich abgerissen.
Einem Bericht der Deutschen Verkehrszeitung zufolge waren vor allem die hohen Kosten für die Frachtabfertigung ein ausschlaggebender Faktor. Das Amazon-eigene Abfertigungsteam arbeitete offenbar weniger effizient als das lokale Handling-Unternehmen PortGround – was zu deutlichen Mehrkosten führte. Im Herbst 2023 wurde der Betrieb schrittweise eingestellt.
Vom Leerstand zur Chance
Für Realterm war der Abschied von Amazon offenbar eine willkommene Gelegenheit, sich in Mitteldeutschland zu engagieren. Das Unternehmen zählt eigenen Angaben zufolge mit mehr als 30 Jahren Erfahrung zu den international führenden Entwicklern in der Branche. Demnach wurden in den vergangenen Jahren bereits ähnliche Projekte an 34 anderen Flughäfen weltweit realisiert. Dazu zählen etwa Großvorhaben wie das neue Frachtterminal am Kennedy-Airport in New York oder der Northeast Cargo Campus in Chicago.
In Deutschland ist es hingegen das erste Projekt dieser Art für das Unternehmen. „Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit dem Flughafen Leipzig/Halle. Aufgrund seines einzigartigen Wachstumspotenzials stellt dieses Projekt eine der strategisch wichtigsten Immobilien im Bereich Luftfracht in Europa dar“, erklärt Lynn Kau, Managing Director bei Realterm. Auch die Mitteldeutsche Flughafen AG begrüßt das Vorhaben als zukunftsweisende Investition in die Infrastruktur des Standorts.
Das Vorhaben reiht sich dabei in eine ganze Reihe von Entwicklungen am Flughafen ein: Erst kürzlich haben die Bauarbeiten für einen 37.500 m² großen Logistikpark durch die WEERTS GROUP auf der Südseite des Flughafens begonnen. Die Fertigstellung wird bis Ende 2025 erwartet. Darüber hinaus will der Flughafen seine Vorfeldfläche auf dem vor allem von DHL genutzten Apron 4 erweitern, um weitere Abstellpositionen für Frachtflugzeuge zu schaffen.