
Am Flughafen Los Angeles (LAX) ist es am vergangenen Wochenende zu einer sogenannten Runway Incursion gekommen. Eine Frachtmaschine der Schkeuditzer AeroLogic rollte offenbar ohne Freigabe auf die aktive Start- und Landebahn. Ein startendes Passagierflugzeug musste deshalb bei hoher Geschwindigkeit seinen Start abbrechen.
Am vergangenen Sonntagabend um etwa 22:30 Uhr Ortszeit landete aus Shanghai kommend die AeroLogic Boeing 777F mit der Flugnummer GEC619 auf der Piste 25L des LAX. Die Frachtmaschine sollte anschließend zu ihrem Gate rollen. Aufzeichnungen des Onlineportals Live ATC zufolge wies der Fluglotse die Piloten an, die Landebahn am Ende nach rechts zu verlassen, um dann weiter über denn Rollweg „H“ zur Parkposition zu gelangen. Aus bislang ungeklärten Gründen verpasste die Crew aber den Rollweg und überquerte stattdessen die parallel verlaufende Startbahn 25R, ohne dass der Lotse eine entsprechende Freigabe erteilt hätte.
Eine zeitgleich auf der Startbahn 25R beschleunigende Passagiermaschine vom Typ Airbus A321 der American-Airlines mit der Flugnummer AAL2453 musste daraufhin bei hoher Geschwindigkeit (etwa 140 Knoten Groundspeed) den Start abbrechen.

Das Flugzeug auf dem Weg nach Boston konnte sicher abbremsen und die Startbahn verlassen. Verletzt wurde bei dem Manöver offenbar niemand. Die US-Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration (FAA) teilte mit, dass sich die beiden Maschinen auf etwa 1.600 Meter nahekamen. Das mag auf den ersten Blick ausreichend sein, angesichts der hohen Rollgeschwindigkeit des startenden Airbus fehlten aber nur einige Sekunden bis zu einer möglichen Kollision auf der Startbahn.
Runway Incursions gelten als eines der größten Sicherheitsrisiken in der Luftfahrt. In den letzten Jahren hat die Branche verstärkt Maßnahmen eingeführt, um solche Vorfälle zu verhindern – darunter bessere Bodenradar-Systeme und zusätzliche visuelle Markierungen, sogenannte Stop Bars. Dennoch kommt es immer wieder zu gefährlichen Situationen und schweren Unfällen.
Erst im vorigen Jahr sorgte ein Unglück am Flughafen Tokio-Haneda für Aufsehen. Dort kam es zu einer Kollision zwischen eines landenden Airbus A350 der Japan Airlines und einer einrollenden De Havilland DHC-8 der japanischen Küstenwache. Beide Maschinen gerieten in Brand. Alle Insassen des Airbus konnten das brennende Flugzeug verlassen. In der kleineren Maschine überlebte nur einer der sechs Insassen.
Vor allem in den USA mehren sich in den letzten Monaten Berichte über gefährliche Beinahe-Unfälle auf Start- und Landebahnen. Die Unfallermittler des National Transportation Safety Board (NTSB) ermitteln derzeit in mehr als einem Dutzend solcher Fälle. Einem Bericht des Business Traveller zufolge, wurden allein in diesem Jahr bereits rund 700 Runway Incursions registriert.
In den meisten dieser Fälle handelt es sich zwar um ernste Zwischenfälle, nicht aber um Beinahe-Kollisionen wie zuletzt am LAX. Dennoch plant die FAA bis Ende 2026 an mehr als 70 Flughäfen verschiedene Systeme zur Erkennung von nicht genehmigten Startbahnüberquerungen zu installieren. Diese Technik soll das Bodenpersonal und die Flugbesatzungen besser unterstützen, um Runway Incursions besser erkennen und verhindern zu können.