DHL testet Roboter am Flughafen Leipzig/Halle

Dieser Überwachungsroboter erregte in den vergangenen Tagen viel Aufmerksamkeit. (Foto: Screenshot TikTok-Video)

Ein Video auf TikTok hat in den vergangenen Tagen für Klicks gesorgt: Ein Roboter patrouilliert scheinbar selbstständig am Zaun des Flughafens Leipzig/Halle. Jetzt bestätigt DHL, dass es sich um ein Pilotprojekt am Fracht-Drehkreuz handelt. Ein Sicherheitsroboter soll testen, wie moderne Technik den Schutz des Flughafengeländes verbessern kann.

Echt oder schon wieder ein KI-Fake? Das fragten sich wohl viele, als Mitte Oktober ein Video auf TikTok auftauchte, das einen Roboter am Zaun eines Flughafens zeigt. Die Aufnahme beginnt unscheinbar: Die Kamera bewegt sich auf einen mehrere Meter hohen Sicherheitszaun zu. Dahinter steht ein vierrädriges, rot-weiß lackiertes Gefährt, etwa so groß wie ein kleines Quad. Auf dem Dach ist ein Kameraaufsatz mit Sensoren zu erkennen. Als der oder die Filmerin sich dem Zaun nähert, ertönt eine synthetische Stimme: „Autonomer Roboter im Einsatz. Bitte zwei Meter Sicherheitsabstand halten.“

Im Hintergrund sind gelb lackierte Maschinen mit DHL-Logo zu sehen. Der Nutzer, der das Video veröffentlicht hat, setzte die Ortsmarke „Flughafen Leipzig/Halle“. Das Video wurde inzwischen mehr als 60.000 Mal aufgerufen.

Roboter zur Geländeüberwachung

Tatsächlich ist das Video echt: DHL testet in Leipzig/Halle den Sicherheitsroboter „ARGUS“. Das Unternehmen bestätigt auf Anfrage von Luftraum Ost, dass es sich um ein Pilotprojekt zur Geländeüberwachung handelt, das seit Oktober läuft und bis Jahresende angesetzt ist. Der Roboter solle die Streifentätigkeit des Sicherheits-Teams auf dem Gelände ergänzen und werde derzeit unter Realbedingungen getestet.

Der Testlauf findet entlang des rund vier Kilometer langen Sicherheitszauns statt. Ziel ist laut DHL, herauszufinden, ob und wie die Technik die Sicherheit am Standort verbessern kann. Der Testzeitraum von Oktober bis Dezember sei bewusst gewählt worden, um zu prüfen, wie das System mit den örtlichen Gegebenheiten und dem wechselhaften Wetter zurechtkommt.

Sensoren, Kameras und KI auf vier Rädern

Der Roboter wurde dem Logistikunternehmen zufolge ursprünglich in den USA entwickelt und von einer Leipziger Firma, die auf Sicherheitstechnik spezialisiert ist, für den Einsatz am Flughafen angepasst. Die Leipziger Firma bewirbt das Fahrzeug auf ihrer Website als wetterfestes, autonomes Patrouillen-System für große Außenflächen. Auf dem Mast des Fahrzeugs befinden sich 360-Grad-Kameras, Stereosicht- und Wärmebildsensoren, außerdem Mikrofone und Lautsprecher. Die Kombination soll laut Hersteller die Erkennung und Ansprache von Personen oder Tieren ermöglichen.

Im Video wird die Funktionsweise des Roboters beschrieben.

Der Roboter bewegt sich demnach autonom entlang vorgegebener Routen und kann Hindernisse selbstständig erkennen. Er kommuniziert über Funk oder Mobilfunk mit einer Leitstelle und übermittelt Live-Bilder und Statusdaten.

Autonome Systeme auch an anderen Flughäfen

Bei dem Robotereinsatz am DHL-Hub in Leipzig/Halle handelt es sich zunächst nur um einen Praxistest. Ob und in welcher Form die Technik auch über den Dezember hinaus zum Einsatz kommt, ist derzeit noch offen. Allerdings wird autonome Technik für die Bewachung großer sicherheitsrelevanter Bereiche nicht nur in Leipzig/Halle getestet. So setzt auch der Flughafen Stuttgart aktuell einen KI-Roboter zur Patrouille auf seinen Außenflächen ein. Die Technik ist Medienberichten zufolge seit Ende September im Einsatz, um Erkenntnisse darüber zu gewinnen, ob KI-gestützte Systeme die Überwachung von Flughafengeländen ergänzen können.

Auch am Flughafen Leipzig/Halle selbst wurde dieses Jahr bereits autonome Technik getestet, allerdings in einem ganz anderen Bereich: dem Winterdienst. Von Juni bis August wurde mit dem Schweizer Fahrzeughersteller Aebi Schmidt bei bestem Sommerwetter erprobt, wie zuverlässig eine Flotte von vier selbstfahrenden Schneeräumfahrzeugen arbeitet. Dabei stand nicht das Schneeräumen selbst im Mittelpunkt, sondern das präzise Navigieren, Wenden und Koordinieren der Fahrzeuge ohne menschliche Fahrer.

Selbstfahrende Schneepflüge wurden im Sommer am Flughafen Leipzig/Halle getestet. (Foto: Aebi Schmidt Group) 

Flughäfen als Testfelder für Automatisierung

Was die autonomen Winterdienstfahrzeuge und den Sicherheitsroboter „ARGUS“ verbindet: Beide Systeme versprechen, rund um die Uhr einsatzfähig zu sein und Aufgaben übernehmen zu können, die sonst dauerhaft personell abgedeckt werden müssten. In Zeiten des Fachkräftemangels im technischen und sicherheitsrelevanten Bereich gilt das als ein wichtiger Vorteil. Die Branche erhofft sich von solchen Projekten eine Entlastung für das Personal, aber auch mehr Planungssicherheit im Schichtbetrieb.

Flughäfen seien schließlich „besonders gut geeignete Einsatzorte für autonome Systeme, da sie ein klar abgegrenztes, kontrolliertes Umfeld bieten“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbandes ADV, Ralph Beisel, Anfang Juni der Deutschen Presse-Agentur. „Wenn sich diese Systeme als zuverlässig und wirtschaftlich erweisen, könnten sie in den nächsten Jahren zum Standard werden.“

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