Absturz bei Grimma: Ermittlungen zur Ursache dauern an

Der Ende Juli bei Grimma verunglückte Hubschrauber der Bundeswehr mit dem Kennzeichnen D-HCDL war seit 2008 im Einsatz. (Foto: Bundeswehr)

Knapp drei Monate nach dem tödlichen Absturz eines Bundeswehr-Hubschraubers in die Mulde bei Grimma sind die Hintergründe des Unglücks weiterhin unklar. Am 29. Juli war ein Eurocopter EC-135 bei einem Tiefflug-Übungsflug in den Fluss gestürzt. Alle drei Besatzungsmitglieder – eine Soldatin und zwei Soldaten – kamen dabei ums Leben.

Die Ermittlungen laufen derzeit auf zwei Ebenen: Zum einen untersucht der General Flugsicherheit im Luftfahrtamt der Bundeswehr den Unfall, zum anderen hat die Staatsanwaltschaft Leipzig ein sogenanntes Todesermittlungsverfahren eingeleitet. Beide Behörden betonten einem dpa-Bericht zufolge, dass es bislang keine abschließenden Ergebnisse gebe. Die Bundeswehr wies darauf hin, dass Unfalluntersuchungen sehr komplex seien und bis zu zwei Jahre dauern könnten.

Besonderes öffentliches Interesse gilt seit Beginn der Ermittlungen einem möglichen Zusammenstoß des Hubschraubers mit einem Stahlseil. Dieses Seil war Medienberichten zufolge in wenigen Metern Höhe quer über die Mulde gespannt und diente dort zu hydrologischen Messungen. Zum Unfallzeitpunkt war der Hubschrauber den Aufzeichnungen von Flightradar24 zufolge im Tiefflug unterwegs. Verschiedene Medien spekulieren deshalb, dass die Besatzung das kaum sichtbare Drahtseil nicht erkannt haben könnte. Ein Teil des Helikopters, darunter der Heckausleger, wurde rund 50 Meter flussabwärts gefunden.

Risikoreiche Tiefflüge

Zwar ist das Risiko von Tiefflügen in geringer Höhe über Wasser oder Gelände bekannt, dennoch kollidieren Hubschrauber oder Flugzeuge bei solchen Manövern immer wieder mit schlecht sichtbaren Drahtseilen, Tragseilen oder Kabeln: Besonders tragisch war etwa der Unfall im italienischen Cavalese im Jahr 1998, als ein US-Militärjet bei einem Tiefflug ein Tragseil einer Seilbahn kappte und 20 Menschen in den Tod riss. Auch 2018 stürzte im Irak ein US-Hubschrauber des Typs HH-60G Pave Hawk ab, nachdem er bei Nachtflugbedingungen ein horizontal gespanntes Stahlkabel touchiert hatte – alle sieben Insassen kamen damals ums Leben.

Einen ähnlichen Zwischenfall gab es 2017 in den Niederlanden: Dort streifte ein niederländischer Apache-Kampfhubschrauber bei einem Nachtflug eine Hochspannungsleitung und wurde schwer beschädigt – in diesem Fall glücklicherweise ohne Todesopfer. Die Unfalluntersuchung sprach später von der schlechten Sichtbarkeit dünner Objekte wie Stromleitungen bei Nacht und begrenzter Umgebungserkennung durch die Besatzung.

Reste der Hochspannungsleitungen am Fahrwerk des Apache-Helikopters (Foto: Onderzoeksraad voor Veiligheid)

Was genau zum Absturz bei Grimma führte, ist weiterhin unklar. Als mögliche Ursachen gelten neben einer Kollision mit dem Drahtseil auch technische Defekte oder Fehleinschätzungen bei der Tiefflugnavigation. Die ermittelnden Behörden äußern sich auf Nachfragen nur zurückhaltend: „Bei den Untersuchungen handelt es sich um noch laufende Ermittlungen, die sich ergebnisoffen auf alle in Frage kommenden Ursachen erstrecken. Zu diesem Zeitpunkt können daher noch keine Aussagen zur Ursächlichkeit des Unfallgeschehens getroffen werden“, heißt es von der Bundeswehr.

Gedenkstein am Unfallort geplant

Während die Unfalluntersuchungen also weiterlaufen, bemüht sich die Stadt Grimma gemeinsam mit den Hinterbliebenen um eine würdige Erinnerung an die Opfer des Unglücks. Wie MDR SACHSEN berichtet, soll in der Nähe der Absturzstelle zwischen Golzern und Trebsen im Landkreis Leipzig ein Gedenkstein errichtet werden. Dieses Vorhaben wurde von den Angehörigen der Verstorbenen gemeinsam mit Kameradinnen und Kameraden des betroffenen Hubschraubergeschwaders 64 vom Fliegerhorst Holzdorf in Brandenburg initiiert und wird von der Stadt aktiv unterstützt.

Der Hubschrauber vom Typ EC-135 war am 29. Juli bei einem Übungsflug der Bundeswehr in die Mulde gestürzt. Zwei Insassen wurden noch am Unfalltag geborgen, ein dritter Soldat zwei Tage später.

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